Artadi
Unter den vielen Weingütern, die seit den 1980er Jahren weit über die Rioja hinaus bekannt geworden sind, nehmen die Bodegas y Viñedos Artadi eine Sonderstellung ein. Artadi gehört zur Gebietsspitze, und das mit Weinen, die seit den 1980er Jahren aus rein biologisch, mittlerweile auch biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen stammen. Es war das Jahr 1985, als sich einige Rioja-Familien zu einer kleinen Kooperative zusammenschlossen, um rein biologisch erzeugte Weine anzubieten. Das war damals noch eine absolute Seltenheit in der Rioja. Die Kooperative Artadi war anfangs nur mäßig erfolgreich, was an den unterschiedlichen Positionen innerhalb der Gruppe lag. 1992 konnten die beiden Familien Lacalle und Laorden die gesamte Kooperative übernehmen. Sie zahlten die anderen Winzer aus und konnten endlich so arbeiten, wie sie es immer wollten. Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass der Weinberg El Pisón, den Juan Carlos de Lacaille in das Weingut eingebracht hatte, zum besten Terroir gehört, das es überhaupt in der Rioja gibt, und der Wein mit dem Namen El Pisón sollte ein Leuchturm im Rebenmeer der Rioja werden.
Die Neugründung 1992 war der Startschuss für den konsequenten Aufstieg von Artadi. Aus biologisch-organischem Landbau wurde im Laufe der Jahre ein biodynamischer. In den Weinbergen sieht man Menschen und Pferde, aber keine Maschinen, und im Keller wird ausschließlich spontan vergoren, auf jegliche Zusätze verzichtet und mit nur geringen Schwefel-Dosierungen gearbeitet. Wegen des wirtschaftlichen Erfolges kann Artadi auf höchstem Niveau arbeiten. Das Faszinierende dabei ist, dass neben El Pisón noch ein halbes Dutzend weiterer herausragender Lagenweine entstehen und der Qualitätsanspruch auch in den Einstiegs- und Ortsweinen deutlich wird.
Hier müssen die exzellenten Viñas de Gain hervorgehoben werden. Stilistisch gesehen gehört Artadi zu den modernen Weingütern der Rioja. Allerdings ist man dort weit entfernt von den Vanille-Bomben der Parker-Ära. Was bei Artadi entsteht, sind so intensive wie feine, an das Burgund erinnernde Weine von großer Schönheit.
Verbund der Rioja-Weingüter DOCa: Das einzige, was man bei diesen Weinen vermissen mag, ist der Titel der Rioja DOCa. Denn Artadi ist 2014 aus dem Verbund der Rioja-Weingüter ausgetreten und bezeichnet seit dem Jahrgang 2015 alle Weine als Vino da Mesa, also als Tafelweine. Das war kein einfacher Schritt, identifiziert man sich doch eigentlich mit der Region - nicht aber mit den Qualitätskriterien des Kontrollorgans, des Consejo Regulator. Dieses, so werfen es ihm viele kleine, auf Qualität bedachte Erzeuger vor, orientiere sich an überkommenen Prinzipien und achte nicht das Terroir-Bewusstsein der Spitzenerzeuger. Artadi kritisiert ausserdem das Crianza-Reserva-Gran-Reserva-System, das nichts über die Qualität, sondern lediglich über die Kellerreife aussage. Daher hat man bei Artadi von Beginn auf diese Klassifizierung verzichtet.
Weil Juan Carlos Lopez de Lacaille ein echter Rebsorten-Junkie ist und sein Wissen darum immer weiter vermehrt hat, erweiterte sich Artadi sich im Laufe der Zeit. Seit 1996 ist Artadi im benachbarten Navarra präsent, um sich dort auf dem Weingut Artazu intensiv mit der Garnacha auseinanderzusetzen. 1999 kam El Sequé in Valencia hinzu und damit auch der Monastrell, der uns auch sehr begeistert.
Seit 2015 schließlich engagiert sich Artadi in Guipúzcoa, um dort, im Herzen des baskischen Txakoli-Gebietes, einen absolut außergewöhnlichen Schaumwein aus der lokalen Rebsorte Hondaribbi zu vinifizieren.